Fachkräftemangel im Allgemeinen Sozialen Dienst und der Jugendhilfe mit einer Fach­kräfteoffensive begegnen

Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNE im Landtag

Portrait Eileen Woestmann

I. Ausgangslage

In den sozialpädagogischen Arbeitsfeldern ist ein stark zunehmender Fachkräftemangel zu verzeichnen, dessen weitere Verschärfung für die kommenden Jahre prognostiziert wird. Dies hat unweigerlich Auswirkungen auf die Qualität der pädagogischen Arbeit, z.B. in den Kinder­tagesstätten, den Angeboten der Kinder- und Jugendförderung, den Offenen Ganztagsschu­len im Primarbereich in der ambulanten und (teil-)stationären Jugendhilfe und im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD).

Die Akquise von geeignetem Fachpersonal verschärft sich dadurch, dass in den verschiede­nen sozialpädagogischen Arbeitsfeldern, um dieselben wenigen zur Verfügung stehenden Fachkräfte geworben wird. Gleichzeitig handelt es sich um Arbeitsbereiche, die oft zu hohen Belastungslagen bei den Beschäftigten führen. Die Belastung wird oftmals durch herausfor­dernde Arbeitsbedingungen verstärkt, die gegenwärtig durch einen hohen Krankenstand wei­ter verschärft werden. Dies führt oft zu einer hohen Personalfluktuationen.

Nach WDR-Informationen fehlen landesweit Fachkräfte im ASD der Jugendämter. Bis zu 30 Prozent der Stellen in Jugendämtern seien unbesetzt. Eine hohe Anzahl erfahrener Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter wird in den kommenden Jahren in den Ruhestand wechseln, was wiederum den Mangel an Fachkräften verschärfen wird. Zudem sind die Aufgaben der Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst oftmals belastend.

Wenn durch den Fachkräftemangel die Unterstützungsmaßnahmen der Träger der öffentli­chen und freien Jugendhilfe nicht gewährleistet werden können, hat dies direkte Auswirkungen auf die betroffenen Kinder, Jugendlichen und Familien und im äußersten Fall auf das Kindes­wohl.

Die Landesregierung tritt mit einer groß angelegten Offensive dem Mangel an Fach- und Ar­beitskräften in den unterschiedlichen Berufsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe entgegen. Der ASD und die Angebote und Maßnahmen der Jugendhilfe können so gestärkt werden. Die Lei­tung im Allgemeinen Sozialen Dienst wird mit Blick auf den Einsatz von multiprofessionellen Teams eine zentrale Rolle spielen. In diesem Zusammenhang müssen durch Anpassungen von Strukturen die Funktion der Teamleitungen gestärkt werden, indem z.B.

Verfahrensabläufe geklärt, Teamgrößen festgelegt, Coaching- und Supervisionsangebote ge­stärkt werden etc.

Die Auftaktveranstaltungen für die Fachkräfteoffensive haben bereits stattgefunden. Die Zu­kunftskoalition von CDU und GRÜNEN erkennt die besondere Bedeutung und die wichtige Aufgabe von Jugendhilfe und ASD an und strebt eine Verbesserung der personellen Ausstat­tung in diesem gesellschaftlich höchst relevanten Feld an. Sie sieht in ihr einen Schwerpunkt der ressortübergreifenden Fachkräfteoffensive des Landes.

II. Beschlussfassung
Der Landtag stellt fest:

  1. Der Fachkräftemangel im ASD der Jugendämter und in den Angeboten und Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe ist eine langfristige Herausforderung, die nicht erst seit kur­zem besteht und deren Ursachen vielseitig sind.
  2. Die gemeinsame Fachkräfteoffensive der Landesregierung muss Lösungsoptionen auf verschiedenen Ebenen entwickeln. Dabei sollen u. a. gesellschaftliche Wertschätzung, Studienplatzkapazitäten, Anerkennung von Abschlüssen, sowie Ausbildungs- und Ar­beitsbedingungen eine Rolle spielen.
  3. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Allgemeinen Sozialen Dienst und der Jugendhilfe übernehmen oftmals eine herausfordernde, aber gesellschaftlich unverzichtbare Auf­gabe. Ziel der Fachkräfteoffensive der Landesregierung soll es sein, dass die Beschäf­tigten in diesem Arbeitsfeld dieses als erfüllend und Interessierte an diesem Arbeitsfeld dieses es als attraktiv und vielversprechend erleben.

Der Landtag beauftragt die Landesregierung,

  1. zu prüfen, welche weiteren akademischen und nicht-akademischen Abschlüsse in die Arbeit der Jugendhilfe eingebunden werden können.
  2. im Rahmen einer Kampagne die Arbeit in ASD und Jugendhilfe positiv darzustellen, um so die gesellschaftliche Relevanz hervorzuheben, öffentliche Wertschätzung zu erhöhen und mehr Fachkräfte für dieses Feld zu gewinnen.
  3. die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen zu verbessern und vor allem zu beschleunigen.
  4. darauf hinzuwirken, die Arbeitsbedingungen für ASD und Jugendhilfe z. B. durch Ver­einbarkeit Familie und Beruf, Schutz vor Überlastung, standardisierte Einarbeitungskon­zepte, betriebliches Gesundheitsmanagement, Supervision, Fortbildung zu verbessern.