Dritte Orte in Nordrhein-Westfalen – Raum für kulturelle Begegnung schaffen

Antrag der Fraktionen von CDU und GRÜNE im Landtag

Portrait Frank Jablonski

I. Ausgangslage

Das leerstehende Ladenlokal am Markt, die denkmalgeschützte Scheune, die Traditionskneipe, das Jugendkulturzentrum, die Bibliothek oder die ehemalige Schule – all das sind sogenannte Dritte Orte in Nordrhein-Westfalen, die Plätze des Zusammentreffens gewor­den sind und Menschen die Möglichkeit bieten, Kunst und Kultur in ländlichen Räumen zu erleben.

Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen füllen diese Orte in Nordrhein-Westfalen mit Leben und bringen Menschen jeden Alters zusammen. In kleineren Kommunen werden solche kulturelle Aktivitäten oftmals durch ehrenamtliches Engagement getragen und stellen nicht selten den Großteil des Angebots dar. Auch im ländlichen Raum hat sich die Kulturlandschaft gewandelt. Diverse Formen der Kunst- und Kulturproduktionen unterstützen die partizipativen Prozesse und schaffen Teilhabe. „Dritte Orte“ ermöglichen hier die Bünde­lung, Erweiterung und Sichtbarkeit in vielen Kommunen.

Mit dem Programm „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“ för­dert die Landesregierung im Rahmen der Stärkungsinitiative Kultur die Entwicklung und Wei­terentwicklung solcher Kulturorte in ländlichen Regionen. Das Programm ist in zwei Phasen unterteilt: In der ersten Programmphase – der Konzeptphase – wurden 2019/2020 17 Projekte bei der Entwicklung von Konzepten für Dritte Orte unterstützt. 14 der in der Konzeptphase geförderten Projekte erhalten nun auch in der zweiten Förderphase – der Umsetzungsphase – Unterstützung. Die Ausschreibung der Umsetzungsphase richtete sich zudem auch an Pro­jekte, die noch keine Förderung in der Konzeptphase erhalten haben, sodass sich neben jenen zusätzlich zwölf weitere Projekte qualifiziert haben.

Im November 2020 hat die Fachjury somit insgesamt 26 Projekte ausgewählt, die in der zwei­ten Programmphase gefördert werden und mit der die konkrete Umsetzung von „Dritten Orten“ im ländlichen Raum ermöglicht wird. Hierfür wurden pro Projekt bis zu 450.000 Euro und ins­gesamt rund 13,5 Millionen Euro für den Förderzeitraum von 2021 bis 2023 zur Verfügung gestellt.

Bei einem „Dritten Ort“ im Sinne des Programms handelt es sich im Kern um eine kulturell geprägte Einrichtung. Durch Öffnung und Vernetzung bzw. Bündelung von kulturellen Ange­boten wie auch Angeboten der Bildung und Begegnung versteht sich diese Einrichtung als Ankerpunkt für kulturelle Vielfalt, als ein Beitrag der Kultur zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, zur Schaffung von gleichwertigen Lebensverhältnissen und zur Stärkung von Identität.

Die „Dritten Orte“ sichern und erweitern die kulturelle Infrastruktur im ländlichen Raum und beziehen dabei haupt- und ehrenamtliche Aktivitäten gleichermaßen ein. Viele Akteure haben bislang einen bemerkenswerten Einsatz gezeigt und können als Beispiel für weitere Initiativen dienen, die Kultur in ländlichen Räumen als festen und eigenständigen Bestanteil gesellschaft­lichen Lebens immer wieder neu erfinden.

II. Beschlussfassung
Der Landtag stellt fest:

  • Das Konzept der „Dritten Orte“ in Nordrhein-Westfalen hat sich bewährt und soll im Rah­men vorhandener Mittel fortgeführt bzw. ausgebaut werden.
  • Der offene, flexible Ansatz sowie die Verknüpfung mit einem Beratungsangebot für die Projektträger sollen innovative wie experimentelle Vorhaben initiieren und in ihrer Pro­jektarbeit unterstützen.

Der Landtag beauftragt die Landesregierung,

  • zu prüfen, ob und inwieweit die bestehenden „Dritten Orte“ auch in Zukunft in ihrer wich­tigen Arbeit unterstützt und ob weitere „Dritte Orte“ entwickelt werden können.
  • die „Dritten Orte“ in ihrem offenen und flexiblen Ansatz zu unterstützen und somit auch innovative und experimentelle Formate dort weiter zu ermöglichen.